Hoffnung

Hoffnung ist ein sehr wichtiger Teil der Suchttherapie, auch wenn sie oft nicht direkt besprochen wird. Wenn wir über Hoffnung nachdenken, kann das die Suchttherapie verbessern. Aber hilft Hoffnung immer? Kann sie zu früh oder übertrieben sein? Welche Themen und Probleme können mit Hoffnung in der Suchttherapie verbunden sein? Wie hängt Hoffnung mit Dingen wie Abwehr, Verleugnung und dem Verlust des Realitätsbezugs zusammen? Diese Fragen zeigen, dass der Umgang mit Hoffnung in der Suchttherapie vielversprechend, aber auch herausfordernd ist. Es ist wichtig, dass Hoffnung realistisch ist und nicht übertrieben. Im Folgenden wird das näher erklärt.

Hoffnung ist in vielen Lebensbereichen so normal, dass sie oft übersehen wird. In der Forschung über Kinder von suchtkranken Eltern hat Hoffnung bisher keine große Rolle gespielt, obwohl viele Betroffene berichten, wie wichtig Hoffnung für ein besseres Leben ist.

Urvertrauen schafft Hoffnung

Wie entsteht eigentlich Hoffnung? Laut dem Entwicklungspsychologen Erikson (1990) basiert die gesunde psychische Entwicklung auf dem Urvertrauen. Jedes Kind kommt mit der Fähigkeit zum Urvertrauen auf die Welt, aber dieses Vertrauen muss in den ersten Lebensjahren immer wieder bestätigt werden. Nur so kann sich das Kind gut entwickeln und ein stabiles Selbstwertgefühl aufbauen. Wenn die Bedürfnisse von Kindern erfüllt werden, erleben sie mehr Hoffnung, die das Urvertrauen stärkt. Diese Hoffnung hilft ihnen später, auch in schwierigen Zeiten durchzuhalten. Viele Menschen mit Suchtproblemen haben jedoch in der Kindheit kein Urvertrauen entwickelt. Oft wurde dieses Vertrauen sogar zerstört, etwa durch Vernachlässigung, Misshandlung oder andere traumatische Erfahrungen. In solchen Fällen wird das Suchtmittel oft als Schutz oder Ausgleich für das, was ihnen gefehlt hat, genutzt. Wenn das Suchtmittel nicht mehr gebraucht wird, besonders wenn der Wille zur Abstinenz besteht, kann Vertrauen in sich selbst und Hoffnung Schritt für Schritt wieder aufgebaut werden. Auch wenn das schwierig ist, lohnt es sich am Ende.

Hoffnung: Eine Überlebenshilfe der Natur?

Hoffnung spielt eine wichtige Rolle in der menschlichen Psyche. Die Schweizer Forscher Andreas M. Krafft und Andreas M. Walker beschreiben in ihrem Buch über die Psychologie der Hoffnung, dass Hoffnung positive Gefühle wie Angst und Sorgen verringert. Hoffnung öffnet den Geist und schafft neue Perspektiven. Sie hilft uns, über negative Situationen hinauszuwachsen und macht unsere Beziehungen zu anderen Menschen positiver. Man kann sagen, dass Hoffnung eine Art emotionaler Ausgleich gegen die Ängste der Menschen ist. Diese Ängste sind natürlicherweise vorhanden, um uns vor den Gefahren der Umwelt zu schützen. Hoffnung hat sich also als ein Gegengewicht zu Depressionen und Ängsten entwickelt.

Was hilft in Krisen mehr als Hoffnung?

Besonders in Krisen und schwierigen Lebenslagen ist Hoffnung eine wichtige Fähigkeit, um mit Problemen umzugehen. Hoffnungslosigkeit ist eine große Herausforderung in der Suchttherapie, und es ist wichtig, Hoffnung zu wecken und konkret zu machen. Hoffnung muss immer mit konkreten Handlungen verbunden werden, um die Sucht zu bewältigen. Die Regel ist: Sprich aktiv über Hoffnung, erkunde sie, aber dränge sie nicht auf!

Was ist Hoffnung? – psychologische Erklärungen

Der Psychologe Charles R. Snyder beschreibt Hoffnung als die Motivation, an positiven Ergebnissen oder Zielen festzuhalten. Er betont, dass Hoffnung eine gedankliche Komponente hat. Für ihn ist Hoffnung der Denkprozess über eigene Ziele, der zwei Hauptteile hat:

  1. Die Entschlossenheit, auf ein Ziel zuzusteuern (agency).
  2. Die Erwartung, Wege zu finden, um dieses Ziel zu erreichen (pathways).

Die amerikanischen Forscher Maria Miceli und Cristiano Castelfranchi sehen Hoffnung als eine antizipierende Emotion. Das bedeutet, dass Hoffnung sich auf die Erwartung eines zukünftigen Ereignisses bezieht. Damit Hoffnung entsteht, müssen einige Bedingungen erfüllt sein:

  1. Man muss denken, dass ein positives Ereignis möglich ist.
  2. Man muss wünschen, dass dieses Ereignis eintritt.
  3. Man muss glauben, dass man keinen oder nur wenig Einfluss auf das Ergebnis hat (Ungewissheit).

Nach dieser Sichtweise ist Hoffnung eine Einstellung, die aus dem Ziel und dem Glauben an die Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen, besteht.

Miceli und Castelfranchi glauben auch, dass Hoffnung entstehen kann, selbst wenn eine Person denkt, dass das Ergebnis negativ ist und sie keinen Einfluss darauf hat. Zum Beispiel: Jemand erwartet, dass eine Person nicht kommt, hofft aber trotzdem, dass sie kommt. In solchen Krisensituationen kann Hoffnung entscheidend sein.

Aktive und passive Hoffnung

Miceli und Castelfranchi unterscheiden zwischen aktiver und passiver Hoffnung:

  • Aktive Hoffnung hilft, die Motivation zu halten. Man distanziert sich emotional von negativen Erwartungen. Sie fördert die Bereitschaft, nach Informationen zu suchen, die für das erhoffte positive Ereignis wichtig sind, auch wenn der Weg dorthin schwer ist.
  • Passive Hoffnung kann die Eigenmotivation verringern und zu Untätigkeit führen. Sie basiert auf der Hoffnung, von anderen oder übernatürlichen Kräften gerettet zu werden. Das geschieht zum Beispiel, wenn man denkt, dass man keinen Einfluss auf das Ergebnis hat oder sich nur auf das gewünschte Ergebnis konzentriert, ohne einen Plan zur Erreichung zu haben.

Miceli und Castelfranchi beschreiben Hoffnung eher als eine Emotion, die durch wichtige Ergebnisse, die Schwierigkeit, diese Ergebnisse zu erreichen, und den kontinuierlichen Einsatz für das Ergebnis gekennzeichnet ist, trotz gegenteiliger Aussichten.

Hoffnung und Optimismus – Zwillinge?

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Hoffnung und Optimismus stark miteinander verbunden sind. Menschen, die viel Hoffnung haben, sind oft auch optimistisch. Hoffnung kann als Glaube definiert werden, dass bestimmte Ziele oder Wünsche erreichbar sind, selbst wenn die Situation schwierig ist. Hoffnung beinhaltet oft Handlungen: Menschen mit viel Hoffnung setzen sich Ziele und machen Pläne, um diese zu erreichen. Sie glauben an ihre Fähigkeiten, diese Ziele zu erreichen.

Optimismus hingegen ist die allgemeine Erwartung, dass in der Zukunft positive Ereignisse häufiger auftreten werden. Optimisten glauben, dass sie die Kontrolle über ihr Leben haben. Sie glauben, dass sie Einfluss nehmen können, auch wenn das nicht immer der Fall ist. Selbst wenn sie scheitern, bleiben sie in der Regel optimistisch.

Unterschiede zwischen Hoffnung und Optimismus

Hoffnung bedeutet, zu glauben, dass etwas Gutes passieren kann, auch wenn man nicht viel Einfluss darauf hat. Ein Bauer hofft auf eine gute Ernte, und ein Krebskranker hofft, gesund zu werden. Beide hoffen auf einen positiven Ausgang, auch wenn sie selbst nicht viel dafür tun können. Hoffnung hilft, den Fokus auf positive Gedanken zu legen und die eigenen negativen Gefühle zu erkennen.

Optimismus bedeutet, dass man überzeugt ist, Einfluss auf das eigene Leben zu haben: „Ich kann das schaffen!“ Optimisten glauben, dass sie die Kontrolle haben und können später sehen, ob das tatsächlich so ist. Selbst wenn sie scheitern, bleiben sie meistens optimistisch.

Illusionen und Hoffnung

Besonders bei der Bewältigung von Sucht ist Hoffnung wichtiger als Optimismus, weil Hoffnung mit realem Handeln verbunden sein muss. Sonst ist es keine echte Hoffnung, sondern eine Illusion. Ohne einen konkreten Plan zur Veränderung ist Hoffnung nicht hilfreich. Wenn Hoffnung und Optimismus zusammen auftreten, ist das gut, aber sie müssen immer realistisch bleiben. Betroffene müssen ihre Pläne in die Tat umsetzen, auch wenn sie anfangs fremdmotiviert sind und Rückschläge erleben.

Zwei Störungen der Hoffnung sind Überoptimismus und Selbstmitleid. Bei vielen Suchtkranken ist Überoptimismus verbreitet. Diese Menschen haben unrealistische Erwartungen und glauben, dass sie die Kontrolle über Situationen haben, in denen sie das nicht tun. Diese Illusion kann dazu führen, dass sie denken, sie können ihren Konsum regulieren oder jederzeit aufhören, was das Risiko für eine Sucht erhöht. Überoptimismus sollte nicht mit Hoffnung verwechselt werden, denn er ist eine Illusion.

Hoffnung – eine Ressource in der Suchttherapie?

Hoffnung ist ein wichtiger Teil des Lebens, wie Salz im Essen. Sie gehört auch zur Suchttherapie. Für Angehörige ist sie ebenfalls wichtig. In der Suchttherapie muss Hoffnung jedoch vorsichtig dosiert werden. Zu viel Hoffnung kann unrealistisch sein, während zu wenig Hoffnung zu einer Depression führen kann. Hoffnung sollte immer mit eigenen Handlungen verbunden sein. Der Rest ist entweder Optimismus oder Illusion.

Wie kann Hoffnung in der Suchttherapie genutzt werden? Vor allem in den Phasen, in denen es um Entscheidungen und Rückfälle geht, ist Hoffnung wichtig. Sie sollte mit konkretem Handeln verbunden werden. Wichtige Fragen können sein: Was brauche ich, um eine Entscheidung zu treffen? Was will ich erreichen? Was mache ich nach einem Rückfall? Die Klärung dieser Fragen soll Hoffnung und Aktivierung erzeugen. Man darf nicht vergessen, dass Hoffnung in der Suchttherapie Geduld erfordert.

Zusammenfassung: Wie kann Hoffnung bei der Bewältigung von Sucht helfen?

Hoffnung spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung von Sucht und kann auf viele Arten helfen:

  • Motivation zur Veränderung: Hoffnung gibt den Anstoß, mit der Sucht aufzuhören. Sie stärkt den Glauben, dass Veränderung möglich ist und ein besseres Leben ohne Sucht erreicht werden kann.
  • Stärkung der Resilienz: Hoffnung hilft, Rückschläge zu überwinden. In schwierigen Zeiten motiviert sie, weiterzumachen und nach Lösungen zu suchen.
  • Förderung der emotionalen Gesundheit: Hoffnung hat eine positive Wirkung auf das allgemeine Wohlbefinden. Sie hilft, Ängste und depressive Gefühle zu verringern und ein Gefühl der Lebensfreude zurückzugewinnen.
  • Verbesserung von Beziehungen: Hoffnung verbessert die Beziehung zu anderen. Sie fördert eine positive Einstellung und verbessert die Kommunikation mit Angehörigen und Therapeuten.
  • Steigerung der Lebensqualität: Hoffnung ermöglicht es Betroffenen, ein erfülltes und sinnvolles Leben zu führen, auch wenn es Rückschläge gibt.

Zusammengefasst ist Hoffnung ein wertvolles Gut, das in der Suchttherapie nicht nur im Verborgenen, sondern auch aktiv gefördert werden sollte.

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