Mein Name ist Fred, ich bin 41 und komme aus Köln. Ich möchte dir erzählen, wie mein Leben über die Jahre in einer Spirale aus Alkohol, Drogen und Partys außer Kontrolle geraten ist und mich schließlich das Wichtigste in meinem Leben gekostet hat – meinen Sohn Tim.
Die Anfänge: Flucht in das Partyleben
Nach meiner Scheidung fühlte ich mich leer. Die Stille in meiner Wohnung war unerträglich, und das Gefühl, im Leben gescheitert zu sein, nagte an mir. Also tat ich, was viele in meiner Lage tun – ich stürzte mich ins Nachtleben. Die Bars und Clubs von Köln wurden mein Zuhause, die lauten Beats und die Menge mein Trost. Dort fand ich Menschen, die genauso verloren waren wie ich, die auch nur für einen Abend den Alltag vergessen wollten. Es begann mit dem Alkohol – Bier, dann Schnaps und schließlich alles, was mir die Freiheit versprach, die ich in mir selbst nicht finden konnte.
Doch schon bald reichte der Alkohol allein nicht mehr. Die Freunde, die ich dort fand, führten mich in die Welt der Drogen ein. Ich begann mit ein bisschen Gras hier und da, um den Alkoholrausch zu verstärken, dann kamen härtere Sachen dazu – Kokain für die Energie, MDMA für das Glücksgefühl, das mir im Alltag fehlte. Wenn ich ehrlich bin, wollte ich immer das Gefühl haben, unantastbar zu sein. Und das war ich auf den Partys: Fred, der, der immer weitertrinken konnte, der coolste Typ in der Runde, derjenige, der nichts mehr zu verlieren hatte.
Der schleichende Verlust – wie Tim und ich uns entfernten
Während ich immer tiefer ins Partyleben eintauchte, begann die Beziehung zu meinem Sohn Tim zu zerbrechen. Am Anfang versuchte ich noch, mir das Ganze schönzureden. Ich dachte, dass ich ihm ein cooler Vater sein könnte, der locker und lässig ist, der das Leben nicht so ernst nimmt. Doch als ich versuchte, am Tag nach einer durchfeierten Nacht normal mit ihm zu sprechen, merkte ich, dass er mich kaum wiedererkannte. Tim sah in mir nicht mehr den Papa, der er liebte, sondern einen Fremden. Ein Mann, der müde und zerzaust auf der Couch lag, nach Alkohol und Rauch roch und ständig seine Versprechen brach.
Die Partys wurden intensiver, und das bedeutete auch, dass ich Tim immer seltener sah. Es gab Wochenenden, an denen ich ihm versprach, ihn mitzunehmen oder etwas Schönes zu unternehmen, und dann im letzten Moment absagte. Ich konnte sein enttäuschtes Gesicht sehen, den schmerzhaften Blick, der sagte: „Du hast mich wieder im Stich gelassen.“ Irgendwann hörte Tim auf, mich überhaupt zu fragen. Es war, als ob er wusste, dass ich sowieso nicht auftauchen würde.
Der Tiefpunkt – Eine Nacht, die alles veränderte
Es gibt eine Nacht, die mich bis heute verfolgt. Ich hatte Tim versprochen, ihn zu seinem Fußballspiel zu begleiten, aber am Abend vorher geriet ich wieder in eine dieser Partys. Es war eine große Sache – ein Freund von mir hatte Geburtstag, und es gab alles, was man sich vorstellen konnte: Alkohol, Tabletten, Kokain, MDMA. Ich wollte mich eigentlich zurückhalten, aber dann kam dieser Druck: „Ach, komm schon, Fred, nur heute Abend! Du kannst doch morgen noch fit sein!“ Doch es wurde später und später, und irgendwann spielte die Zeit für mich keine Rolle mehr.
Ich wachte erst am Nachmittag des nächsten Tages auf, meine Hände zitterten, und mein Kopf dröhnte. Ich hatte das Spiel meines Sohnes verpasst. Und als ich später mein Handy ansah, sah ich unzählige Nachrichten von ihm. „Papa, wo bist du?“ „Kommst du noch?“ Diese Worte trafen mich wie ein Schlag ins Gesicht. In diesem Moment spürte ich, dass ich Tim endgültig verloren hatte. Er schrieb mir danach kaum noch, und ich wusste, dass ich sein Vertrauen völlig zerstört hatte.
Der langsame Weg in die Einsamkeit und der Schmerz, der blieb
Nach dieser Nacht war nichts mehr wie vorher. Die Partys verloren ihren Reiz, aber ich war mittlerweile so abhängig vom Alkohol und den Drogen, dass ich einfach weitermachen musste. Ich wollte die Leere nicht spüren, die mich auffraß, also trank ich weiter, feierte weiter, und mein Leben geriet immer mehr außer Kontrolle. Tim antwortete nicht mehr auf meine Anrufe, meine Freunde distanzierten sich, und meine Familie wollte nichts mehr mit mir zu tun haben.
Es gab Wochen, in denen ich kaum das Haus verließ und meine Tage damit verbrachte, einfach nur betäubt zu sein. Ich war am Ende, ohne es wirklich wahrzunehmen. Da war nur noch ein vages Gefühl der Schuld, das mich immer tiefer ins Elend zog.
Der Wendepunkt – Der Entschluss, mein Leben zu ändern
Es dauerte Jahre, bis ich an den Punkt kam, an dem ich wusste, dass ich so nicht weiterleben konnte. Der Wendepunkt kam in einer Nacht, in der ich allein in meiner Wohnung saß, mit einer Flasche Wodka in der einen und einer Handvoll Tabletten in der anderen. Da war dieser Moment der Klarheit, ein Schimmer von Hoffnung, der mir zeigte, dass ich noch nicht ganz verloren war. Ich wusste, dass ich etwas ändern musste, oder ich würde nicht mehr lange leben.
Am nächsten Tag rief ich eine Beratungsstelle an und suchte mir Hilfe. Der Weg war lang und schmerzhaft, doch ich war bereit, endlich die Verantwortung zu übernehmen. Ich machte eine Therapie und schloss mich einer Selbsthilfegruppe an, in der ich andere traf, die ähnliche Erfahrungen gemacht hatten. Diese Menschen verstanden mich, sie wussten, wie es war, alles zu verlieren und sich dann mühsam Stück für Stück wieder aufzubauen. Das Programm mit 12 Schritten ohne Gott habe ich sehr gut nutzen und in meinen Alltag strukturieren können.
Die Versöhnung mit der Vergangenheit und der Versuch, Tim wiederzugewinnen
Einer der schwierigsten Schritte war es, mir selbst zu vergeben. Ich lernte, dass ich nicht zurückgehen und die Vergangenheit ändern konnte, aber ich konnte daran arbeiten, ein besserer Mensch zu werden. Ich schrieb Briefe an Tim, in denen ich ihm all das sagte, was ich ihm jahrelang verheimlicht hatte. Ich entschuldigte mich für all die Versprechen, die ich gebrochen hatte, und für all die Male, in denen ich ihn enttäuscht hatte. Ich wusste, dass er vielleicht niemals zurückkommen würde, aber es tat gut, meine Reue und meinen Schmerz zu Papier zu bringen.
Langsam gewann ich mein Leben zurück. Ich schuf eine Routine, versuchte mich gesund zu ernähren, Sport zu machen und den Tag mit klaren Gedanken zu beginnen. Jeder Tag ohne Alkohol und Drogen war ein kleiner Sieg. Ich begann zu hoffen, dass ich irgendwann die Chance bekommen würde, Tim wiederzusehen, ihm zu zeigen, dass ich mich geändert habe.
Heute: Ein neues Leben und die Hoffnung auf Versöhnung
Ich weiß nicht, ob Tim jemals wieder Teil meines Lebens sein wird. Vielleicht wird er mir nie verzeihen können, und das ist eine Last, die ich tragen muss. Aber ich habe gelernt, dass ich mein Leben selbst in der Hand habe. Die Jahre der Partys und der Drogen sind vorbei, und ich will nie wieder in diese Dunkelheit zurück. Ich hoffe, dass ich eines Tages in der Lage sein werde, ihm zu zeigen, dass ich mich geändert habe und dass es mir leid tut.
Heute lebe ich ein ruhiges, einfaches Leben. Ich gehe zur Arbeit, kümmere mich um mich selbst und denke oft an meinen Sohn. Manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn er eines Tages an meine Tür klopfen würde und wir ein neues Kapitel beginnen könnten. Ob das passiert, weiß ich nicht – aber ich bin bereit, darauf zu warten.
© Urheberrecht. Alle Rechte vorbehalten.
Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen
Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.