Impulsivität

Impulsivität ist ein Phänomen, das bei jeder Suchterkrankung vorkommt. Menschen mit einer Sucht haben oft Schwierigkeiten, einem inneren Drang nach dem Konsum von Substanzen oder bestimmten Verhaltensweisen zu widerstehen. Obwohl sie sich immer wieder vornehmen, damit aufzuhören, schaffen sie es in der Realität oft nicht. Das Verlangen fühlt sich dann so stark und unkontrollierbar an, dass sie rückfällig werden. Rückfälle sind das häufigste Anzeichen einer Störung der Impulskontrolle und kommen daher auch bei Sucht vor.

In den Diagnose-Systemen ICD-10 und DSM-5 wird diese Impulsivität als „Craving“ bezeichnet, was ein unwiderstehliches Verlangen beschreibt. Genau dieses Verlangen macht die Sucht aus. Manchmal wirkt diese Unwiderstehlichkeit aber auch wie eine Entschuldigung, nachdem man wieder die Kontrolle verloren hat. Das ist ein Thema, das wir uns genauer ansehen werden.

Impulsivität, Probleme mit Impulsivität, Störungen der Impulskontrolle

Impulsivität ist eine Eigenschaft, die zeigt, dass jemand Schwierigkeiten hat, schädliche Handlungen zu kontrollieren. Sie hat sowohl genetische als auch psychosoziale Ursachen. Manche Menschen erben eine hohe Impulsivität, wie zum Beispiel eine schnelle Reizbarkeit, oft von ihren Eltern oder Großeltern. Aber auch die Erziehung und das soziale Umfeld spielen eine Rolle. Schon in der Kindheit und Jugend ist es wichtig zu lernen, mit Impulsen umzugehen, und dies sollte auch Teil der Suchtprävention und Therapie sein.

Man unterscheidet zwischen Impulsivität als Charaktereigenschaft und Problemen mit Impulsivität, die bis zu Störungen der Impulskontrolle führen können. Impulsivität als Eigenschaft bedeutet, dass jemand leicht erregbar, sorglos, spontan und neugierig ist. Impulsive Menschen handeln oft schnell, ohne vorher nachzudenken, was zu übereilten und manchmal unangemessenen Entscheidungen führt.

Impulsivität zeigt sich auch in überstürzten Reaktionen auf Dinge wie Essen, Trinken oder Sexualität. Wenn diese impulsiven Handlungen häufiger werden, spricht man von Problemen mit der Impulsivität. In einem frühen Stadium kann man diese noch ändern. Werden sie aber chronisch, kann das zu ernsthaften Störungen der Impulskontrolle führen, bei denen Betroffene dauerhaft die Kontrolle über ihr Verhalten verlieren.

Innere und äußere Auswirkungen von Impulsivität

Impulsivität betrifft nicht nur das Verhalten, sondern auch das Denken. Menschen ziehen oft vorschnelle Schlüsse und treffen unüberlegte Entscheidungen. Außerdem fällt es ihnen schwer, kurzfristige Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen, um später eine Belohnung zu bekommen.

Impulsivität kann sich auch in Wutausbrüchen zeigen, besonders wenn sich jemand schnell provoziert oder frustriert fühlt. Eine Störung der Impulskontrolle liegt vor, wenn impulsives Verhalten häufig und dauerhaft auftritt. Die Betroffenen können dann ihren Impulsen nicht widerstehen und reagieren viel schneller als andere Menschen. Das zeigt sich auch in Experimenten, bei denen Menschen der Versuchung, Süßigkeiten zu essen, nicht widerstehen können. Diese Unfähigkeit kann sich dann auf andere Bereiche ausweiten, wie den Konsum von Alkohol, wo es nicht mehr auf die Art des Getränks ankommt, sondern auf die Wirkung des Alkohols.

Der Begriff „Impulsivität“ ist schwer zu fassen

Wenn man nach dem Gegenteil von Impulsivität fragt, wird klar, wie schwer der Begriff zu definieren ist. In Wörterbüchern gibt es 30 bis 50 Gegenteile, wie ruhig, geduldig oder vorausschauend, aber auch langweilig oder gleichgültig. Obwohl Impulsivität oft negativ gesehen wird, gibt es auch Vorteile, wie Spontaneität und Begeisterungsfähigkeit.

Besonnenheit und Gelassenheit: Gegenmittel gegen zu viel Impulsivität

In der griechischen Philosophie galten Besonnenheit und Gelassenheit als wichtige Gegensätze zur Impulsivität. Besonnenheit bedeutet, rational und überlegt zu handeln, besonders in stressigen Situationen, um unüberlegte Handlungen zu vermeiden. Gelassenheit hingegen bezieht sich auf innere Ruhe. Beide Eigenschaften sind auch in der Suchttherapie wichtige Ziele.

Impulsivität bei Suchtkrankheiten: Henne-Ei-Problem

Erhöhte Impulsivität kann sowohl ein Risikofaktor sein, der zu Suchtverhalten führt, als auch eine Folge des Kontrollverlusts, der durch die Sucht entsteht. Impulsivität spielt eine doppelte Rolle: Sie ist sowohl für die Prävention als auch für die Therapie von Rückfällen wichtig. Familienorientierte Konzepte in der Suchthilfe können dabei helfen, suchtkranke Eltern zu behandeln und ihre Kinder vor einer Sucht zu schützen.

Impulsivität bei suchtkranken Männern

Viele Männer mit einer Sucht haben Probleme, ihre Gefühle wie Wut oder Ärger zu kontrollieren. Diese Wut kann sich plötzlich entladen und zu impulsivem Verhalten führen, das für Außenstehende unpassend und unkontrolliert wirkt. Substanzkonsum kann diese Impulsivität entweder dämpfen oder verstärken, was oft zu weiteren Problemen führt.

Ziel: Selbstkontrolle und Selbstregulation

Statt Impulsivität mit Medikamenten zu behandeln, ist es besser, mehr Kontrolle über sich selbst zu erlangen. Einige Männer unterdrücken ihre Gefühle so stark, dass sie irgendwann explodieren. Langfristig geht es darum, die richtige Balance zu finden: weder zu impulsiv noch zu stark kontrolliert zu sein.

Das Ziel der Selbstkontrolle gilt auch für den Umgang mit Suchtmitteln. Menschen mit einer Suchterkrankung müssen oft mühsam lernen, wieder Kontrolle über ihr Verhalten zu erlangen, sei es durch Abstinenz oder durch eine Reduktion des Konsums.

Ursachen für hohe Impulsivität

Hohe und schwer kontrollierbare Impulsivität kann viele Ursachen haben. Es gibt verschiedene Gründe, warum jemand impulsiv handelt. Manche Menschen haben schon früh Verlustängste erlebt, weshalb sie alles sofort haben wollen. Auch ein starkes Bedürfnis nach Anerkennung, wie es bei narzisstischen Persönlichkeiten vorkommt, kann zu impulsivem Verhalten führen.

Warum Impulskontrollstörungen genau entstehen, weiß man noch nicht genau. Es ist eine sehr vielfältige psychische Störung, die durch viele verschiedene Faktoren entsteht. Sowohl die Gene als auch die persönlichen Erfahrungen spielen eine Rolle.

Impulskontrollstörungen können auch bei Menschen auftreten, die wegen Parkinson behandelt werden. Sie entstehen durch Medikamente wie L-Dopa oder Dopaminagonisten. Das zeigt, dass der Botenstoff Dopamin eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Impulskontroll- und Suchtstörungen spielt.

Impulsivität bei Männern und Frauen

Es wird oft gesagt, dass Männer impulsiver sind als Frauen. Doch die Forschung zeigt keine eindeutigen Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Einige Studien sagen, dass Männer impulsiver handeln, andere zeigen keine Unterschiede. Allerdings gibt es Unterschiede in der Art, wie Impulsivität sich zeigt: Männer neigen dazu, riskanter zu handeln, während Frauen eher emotional impulsiv sind.

Impulskontrollprobleme beginnen oft schon in der Kindheit und Jugend. Sie zeigen sich durch unangemessenes Essen, Weinen, Schreien oder Masturbieren. Auch Probleme mit Anpassung und Frustrationstoleranz können ein Zeichen sein. Besonders Schwierigkeiten, Bedürfnisse aufzuschieben oder sich selbst zu kontrollieren, sind typische Anzeichen.

Auslöser von impulsiven Handlungen

Impulsives Verhalten wird oft durch negative Gefühle wie Wut oder Ärger ausgelöst. Häufig geht es um sofortige Bedürfnisbefriedigung, wie zum Beispiel beim Essen, Trinken von Alkohol oder Sex. Auch später im Leben können spontane Handlungen auftreten, wie zum Beispiel das Gefühl, unbedingt etwas kaufen zu müssen, oder impulsive Reaktionen in Streitsituationen.

Impulsives Verhalten tritt besonders in Situationen auf, in denen es um Konsum geht – zum Beispiel beim Alkoholtrinken oder Drogenkonsum – oder wenn man sich provoziert fühlt. Diese impulsiven Reaktionen sind oft riskant.

Formen und Folgen impulsiven Verhaltens

Impulsives Verhalten kann sich auf unterschiedliche Weisen zeigen. Zum Beispiel durch:

  1. Handeln, ohne nachzudenken
  2. Häufige Wutausbrüche bei kleinen Anlässen
  3. Reden und Handeln, ohne die Folgen zu bedenken
  4. Risikofreudiges Verhalten

Impulsivität kann auch bei alltäglichen Situationen auffallen, wie zum Beispiel:

  • Andere Menschen in Gesprächen unterbrechen
  • Immer schnell und viel reden
  • Heftige Reaktionen in sozialen Situationen, die unpassend erscheinen
  • Schnelle Wutanfälle
  • Riskantes Verhalten im Straßenverkehr
  • Ungeduld beim Warten, etwa beim Arzt oder in der Schlange
  • Spontane und unüberlegte Einkäufe

Da diese Verhaltensweisen oft nicht gut in der Gesellschaft ankommen, werden impulsive Menschen häufig ausgegrenzt. Dies kann schon im Kindergarten oder in der Schule beginnen, wo Kinder mit Impulskontrollproblemen oft als auffällig gelten. Später können daraus soziale Probleme, Einsamkeit und ein geringes Selbstwertgefühl entstehen.

Der Kreislauf impulsiven Handelns

Impulsives Verhalten läuft oft in fünf Schritten ab:

  1. Unwiderstehliches Verlangen: Ein starkes Bedürfnis, sofort zu handeln, entsteht. Dies kann durch äußere Reize oder von innen kommen.
  2. Kontrollverlust: Die betroffene Person kann dem Drang nicht widerstehen, obwohl sie eigentlich anders handeln möchte.
  3. Erregung: Während der impulsiven Handlung fühlt sich die Person erregt und positiv. Zweifel verschwinden und die Spannung löst sich auf.
  4. Handlungsdurchführung: Die impulsive Handlung bringt Erleichterung und Freude.
  5. Abschwung: Nach der Handlung treten oft Schuldgefühle und Selbstvorwürfe auf. Manche Menschen versuchen, die Tat herunterzuspielen oder zu verleugnen, um ihr positives Selbstbild zu schützen.

Dieser Kreislauf kann sich oft wiederholen, besonders bei Suchtstörungen. Impulskontrollstörungen können nur selten oder sehr häufig auftreten.

Wie Impulsivität mit psychischen Problemen zusammenhängt

Probleme mit der Impulskontrolle bleiben selten ohne Folgen. Wenn jemand oft schnell wütend wird, führt das im Privatleben und bei der Arbeit oft zu Konflikten. Häufig liegen den Impulsivitätsproblemen psychische Störungen zugrunde, wie zum Beispiel Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS), Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oder Suchterkrankungen wie Alkohol- oder Glücksspielsucht. Auch bei Männern mit Depressionen kann Impulsivität ein Symptom sein, das sich in Gereiztheit und schnellem Ärger zeigt.

Tipps für den Umgang mit Impulsivität

  1. Übe Gelassenheit: Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder positive Gedanken können helfen, ruhiger zu bleiben.
  2. Geduld: Der Umgang mit Impulsivität ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf. Es braucht Zeit und Übung, um Fortschritte zu machen.
  3. Achtsamkeit: Im Alltag oder vor kritischen Situationen kann Achtsamkeit helfen, die Impulse besser zu kontrollieren.
  4. Verlangsamung: Versuche, deine Reaktionen zu verlangsamen und deine Gedanken zu sortieren, bevor du impulsiv handelst.
  5. Nutze die positiven Seiten deiner Impulsivität: Spontaneität, Kreativität und Begeisterungsfähigkeit sind positive Eigenschaften, die du beibehalten solltest.

Es ist wichtig, sich immer wieder bewusst zu machen, dass Impulskontrolle erlernbar ist. Mit Geduld und Übung kann man lernen, impulsive Reaktionen besser zu kontrollieren.

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.