Mein Name ist Alex, und ich habe einen langen und schweren Weg hinter mir. Ich bin 27 Jahre alt und komme aus Solingen. Alkohol und Drogen haben mein Leben jahrelang kontrolliert, mich in eine Dunkelheit gezogen, die ich lange nicht loslassen konnte. Aber ich will dir meine Geschichte erzählen, aus meiner Perspektive und mit all den Höhen und Tiefen, die ich durchlebt habe. Es ist die Geschichte, wie ich es geschafft habe, mich zu befreien, ohne auf den Glauben an eine höhere Macht zu setzen, sondern durch eigene Verantwortung und durch die „12 Schritte ohne Gott“.
Die Anfänge – Der Versuch, die innere Leere zu füllen
Wenn ich heute darüber nachdenke, weiß ich, dass meine Sucht nicht nur ein Zufall war. Schon früh in meinem Leben hatte ich das Gefühl, nicht wirklich dazuzugehören. Mein älterer Bruder war das perfekte Kind – gut in der Schule, talentiert, beliebt, immer auf dem richtigen Weg. Ich hingegen fühlte mich oft verloren und klein. Meine Eltern liebten mich, aber die Aufmerksamkeit schien oft auf meinem Bruder zu liegen. Ich hatte immer das Gefühl, im Schatten zu stehen, und diese Unsicherheit nagte an mir.
Mit 15 Jahren probierte ich das erste Mal Alkohol auf einer Party. Es war so, als wäre all meine Unsicherheit auf einmal verschwunden. Der Alkohol gab mir das Gefühl, stark und selbstbewusst zu sein, die Welt in der Hand zu haben. Dieses Gefühl wurde für mich zum Trost in schwierigen Momenten, und so trank ich immer öfter. Bald wurde daraus ein Zwang – etwas, das ich nicht mehr kontrollieren konnte. Mit 18 nahm ich die ersten Drogen, um den Rausch noch intensiver zu spüren. Alles, was ich tat, um mich besser zu fühlen, führte mich tiefer in den Abgrund.
Der Zusammenbruch – Ein Leben am Rande
Mit den Jahren verlor ich immer mehr die Kontrolle über mein Leben. Meine Eltern und Freunde beobachteten meinen Verfall und versuchten oft, mir zu helfen, aber ich wehrte alle ab. Meine beste Freundin Lisa, die mich jahrelang begleitet hatte, stellte mich eines Tages zur Rede. Sie sagte: „Alex, du wirst dich selbst zerstören, wenn du so weitermachst.“ Doch ich konnte ihre Worte nicht hören – oder ich wollte nicht. Ich sah nur meine eigene Welt, die sich um Alkohol und Drogen drehte. Ich war gefangen in einem Teufelskreis.
Es kam der Punkt, an dem ich meine Arbeit verlor. Ich war zu unzuverlässig geworden, kam zu spät oder gar nicht, und es war klar, dass ich mich selbst sabotierte. Ich zog mich immer weiter zurück, verbrachte Tage und Nächte allein und betäubt. Doch die schlimmste Nacht kam noch: Ich wachte in einem Krankenhausbett auf, völlig desorientiert. Der Arzt sagte mir, dass ich Glück gehabt hatte, dass man mich gefunden hatte. Neben mir saß meine Mutter, völlig verzweifelt und in Tränen aufgelöst. Der Ausdruck in ihren Augen veränderte alles für mich. Ich wusste, dass ich so nicht weitermachen konnte.
Die Entscheidung – Der Weg in die Therapie und der Entschluss, Verantwortung zu übernehmen
Nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, traf ich die Entscheidung, mein Leben zu ändern. Ich hörte von den „12 Schritten“ und entschied, es auszuprobieren, aber auf eine Art, die für mich passte: ohne den Glauben an Gott oder eine höhere Macht. Ich wollte die Verantwortung nicht abgeben, sondern sie selbst in die Hand nehmen.
Schritt 1: Die absolute Akzeptanz
Der erste Schritt war der schwerste. Ich musste mir eingestehen, dass ich mein Leben vollkommen aus der Hand gegeben hatte. Es fühlte sich an, als würde ich mich selbst von außen betrachten und mein eigenes Elend zum ersten Mal wirklich sehen. Ich saß in meinem Zimmer, allein mit meinen Gedanken, und begriff, wie tief ich gesunken war. Es war ein schmerzhafter Prozess, aber er gab mir die Klarheit, dass ich tatsächlich etwas ändern musste.
Schritt 2: Die Suche nach Gleichgesinnten
Ich entschloss mich, Hilfe zu suchen, die speziell für Menschen ohne religiösen Hintergrund war. Dabei fand ich den Weg das 12 Schritte Programm ohne Gott zu machen. Auf der Webseite fand ich auch eine Online Gruppe. Die Gruppe gab mir das Gefühl, nicht allein zu sein. Jeder dort hatte ähnliche Erfahrungen gemacht, und wir alle hatten ein gemeinsames Ziel: unser Leben zurückzuerlangen. Es half mir ungemein, meine Geschichten und Ängste zu teilen und die Geschichten der anderen zu hören. In diesen Momenten merkte ich, dass ich nicht allein war und dass es möglich war, den Weg aus der Dunkelheit zu finden.
Schritt 3: Verantwortung übernehmen
Einer der schwersten Schritte war, die Verantwortung für meine Handlungen zu übernehmen. Ich begann damit, eine Liste zu schreiben – eine Liste all der Menschen, die ich verletzt hatte, der Situationen, in denen ich versagt hatte, und der Versprechen, die ich gebrochen hatte. Es war schmerzhaft, all das niederzuschreiben, doch es brachte mir Klarheit. Die Liste half mir, meine Fehler anzuerkennen und zu verstehen, dass ich selbst die Macht hatte, etwas zu ändern.
Schritt 4: Wiedergutmachung und Versöhnung
Die Wiedergutmachung war ein wichtiger Schritt auf meinem Weg. Ich suchte das Gespräch mit den Menschen, die mir nahe standen, und entschuldigte mich aufrichtig. Einige waren bereit, mir zu vergeben, andere hatten mich aus ihrem Leben gestrichen und wollten nichts mehr mit mir zu tun haben. Es war nicht einfach, aber es brachte mir inneren Frieden und half mir, mit der Vergangenheit abzuschließen.
Schritt 5: Struktur und neue Gewohnheiten
Ein weiterer wichtiger Schritt war es, eine feste Struktur in mein Leben zu bringen. Jeder Tag begann und endete jetzt mit einer klaren Routine: Morgens ein Spaziergang, regelmäßige Mahlzeiten, und feste Zeiten für die Selbsthilfegruppe. Diese Struktur half mir, den Tag sinnvoll zu füllen und schützte mich davor, in alte Muster zurückzufallen. Ich begann, ein Tagebuch zu führen, um meine Fortschritte festzuhalten, und ich entdeckte, wie wichtig es war, täglich auf mich selbst zu achten und neue Gewohnheiten zu entwickeln.
Schritt 6: Bewusstes Leben und neue Werte
Im Laufe meiner Therapie erkannte ich, dass ich meine Prioritäten und Werte komplett ändern musste. Früher war mein Leben von kurzfristigem Genuss geprägt, doch ich lernte, dass ein erfülltes Leben etwas völlig anderes war. Ich begann, Dinge zu schätzen, die ich zuvor als selbstverständlich angesehen hatte – das Lachen meiner Mutter, die Sonnenstrahlen am Morgen und die kleinen Momente der Ruhe. Diese Veränderungen halfen mir, meine Suchtgedanken zu verringern und die Leere zu füllen, die mich so lange begleitet hatte.
Schritt 7: Langfristige Rückfallprävention und Selbstliebe
Der letzte Schritt war die Rückfallprävention und die Arbeit an meiner Selbstliebe. Ich wusste, dass ich immer anfällig bleiben würde, dass die Versuchung nie ganz verschwinden würde. Doch ich lernte, mich selbst anzunehmen und auf meine Bedürfnisse zu hören, bevor es zu spät war. An schlechten Tagen erinnerte ich mich daran, dass ich stark genug war, diesen Weg zu gehen, dass ich die Kontrolle über mein Leben behalten konnte.
Heute – Ein neues Leben in Freiheit
Heute bin ich nicht mehr die Alex von früher. Mein Leben ist immer noch nicht perfekt, und es gibt Tage, an denen die Versuchung stark ist. Aber ich habe die Werkzeuge, um damit umzugehen, und die Gewissheit, dass ich stark genug bin, mich selbst durch diese Herausforderungen zu führen. Der Weg aus der Sucht war lang, voller Schmerzen und Zweifel, aber auch voller Erkenntnisse und neuer Hoffnung. Ich lebe heute ein Leben, das ich wieder selbst bestimmen kann – ein Leben ohne Drogen und Alkohol, aber mit einer inneren Stärke, die ich nie für möglich gehalten hätte.
Es ist ein täglicher Kampf, aber es ist ein Kampf, den ich jeden Tag ein bisschen mehr gewinne. Und ich weiß, dass ich diesen Weg weitergehen werde, Schritt für Schritt, mit oder ohne Unterstützung von außen – weil ich jetzt an mich selbst glaube.
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